Wenn in der Gründungszeit der Stadt Deggendorf im 11. Jahrhundert ein Feuer ausbrach, waren die Bürger auf sich allein gestellt: Sie mussten jedes Feuer im Alleingang bekämpfen, denn eine Feuerwehr gab es nicht. Lediglich ein sogenannter „Türmer“ bewohnte den Turm des alten Deggendorfer Rathauses und war dafür verantwortlich, im Brandfall die Mitbürger zu warnen.
Nachdem bereits 1719 die erste handbetriebene Löschspritze in Deggendorf beschafft wurde, folgte knapp 150 Jahre später der nächste wichtige Schritt zur zentral organisierten und technisierten Brandbekämpfung in der Donaustadt: Im Jahr 1865 wurde die Freiwillige Feuerwehr Deggendorf gegründet und als Verein organisiert. Das notwendige technische Equipment wurde teilweise aus Beständen der Stadt übernommen sowie teilweise durch Spendengelder finanziert. Die 84 Gründungsmitglieder entstammten dem Deggendorfer Turnverein – eine damals übliche Praxis, um ausreichend trainierte, belastbare und motivierte Einsatzkräfte zu gewinnen. Im selben Jahr wurde auch eine erste, rudimentäre „Feuerlöschordnung“ aufgestellt, ein Vorläufer der heutigen komplexen Feuerwehr-Dienstvorschriften.
Nicht immer in der Geschichte der Deggendorfer Feuerwehr standen so viele Mitglieder zur Verfügung wie in den Tagen der Gründung. In den Jahren 1877 und 1920 mussten sogar Bürger zum Feuerwehrdienst verpflichtet werden, da die freiwilligen Einsatzkräfte den Brandschutz in der Stadt nicht mehr gewährleisten konnten.
Mit dem Anstieg der Bevölkerung wuchsen auch die Aufgaben der Feuerwehr Deggendorf und somit der Bedarf an Platz und Ausrüstung. Im Jahr 1917 konnte in der ehemaligen Kapuzinerkirche am Maria-Ward-Platz – dem heutigen „Kapuzinerstadl“ – ein neues Feuerwehrgerätehaus bezogen werden. Durch den Ersten Weltkrieg wurde die Arbeit der Feuerwehr stark beeinträchtigt, und so wurde das erste motorisierte Feuerwehrfahrzeug in Deggendorf erst 1930 in Dienst gestellt – keinen Tag zu früh, denn bei einem Großbrand im Kloster Metten leistete die moderne Technik wertvolle Dienste.
Noch heute gedenken die Deggendorfer Feuerwehrleute jedes Jahr am Volkstrauertag ihrer gefallenen Kameradinnen und Kameraden im 2. Weltkrieg. Nach einer kurzen Zeit als „Fire Department“ unter US-Amerikanischer Besatzung nach Kriegsende begann eine kräftezehrende Zeit des Wiederaufbaus mit dem Ziel, die Bevölkerung der Stadt Deggendorf schnellstmöglich wieder umfassend zu schützen. Spätestens zum 85-Jährigen Jubiläum der FFW Deggendorf, das pompös gefeiert wurde, war die Feuerwehr wieder auf dem Stand der Zeit. Der Umzug in ein neues Gerätehaus in der Otto-Denk-Straße, zahlreiche neue Feuerwehrfahrzeuge und technische Gerätschaften sowie fest angestellte hauptamtliche Gerätewarte waren nötig, um den wachsenden Aufgaben gerecht zu werden. Schon längst war Brandbekämpfung nicht die einzige Aufgabe: Eine stetig steigende Zahl schwerer Verkehrsunfälle, nicht zuletzt auf den neu erbauten Bundesautobahnen A3 und A92, Unwettereinsätze sowie Unfälle mit gefährlichen Stoffen und der große Deggendorfer Freihafen hielten die Einsatzkräfte in Atem.
Als Deggendorf im Jahr 1972 Große Kreisstadt wurde, änderte sich auch die Leitungsstruktur der Feuerwehr tiefgreifend: Der 1. Kommandant war automatisch „Stadtbrandinspektor“, der 2. Kommandant „Stadtbrandmeister“ – und die Feuerwehr Deggendorf wurde ab sofort wesentlich eigenständiger geleitet. 1986 wurde das heutige Feuerwehrhaus im St. Florian-Weg eingeweiht und zuletzt 2016 aufwändig modernisiert und erweitert. Es beherbergt heute den gesamten Fuhrpark der FFW Deggendorf, zahlreiche Werkstätten, Übungsanlagen, Büros und Sozialräume sowie die Kreiseinsatzzentrale des Landkreises. Beinahe jährlich werden neue, modernere Fahrzeuge sowie spezielle Technik beschafft, um den Anforderungen im Einsatz gerecht zu werden. Mit der Gründung eines eigenen ABC-Zugs zur umfassenden Gefahrenabwehr, einer eigenen Höhensicherungsgruppe und zahlreichen weiteren Fachbereichen hat sich die Feuerwehr in den vergangenen Jahren immer weiterentwickelt und spezialisiert. Das schwere Hochwasser 2013 verwüstete ganze Teile des Deggendorfer Stadtgebiets und prägte die gesamte Feuerwehr nachhaltig: Allen Einsatzkräften wurde schmerzlich vor Augen geführt, wie unmittelbar sich Naturkatastrophen auch auf die eigene Stadt auswirken können.
Auch wenn sich das Gesicht des Vereins im Laufe der Zeit verändert hat, bleibt das Ziel der Freiwilligen Feuerwehr Deggendorf stets gleich: Noch heute ist es unsere Aufgabe, den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt im Notfall zu helfen, und das so schnell wie möglich, so professionell wie nötig und 100% freiwillig.
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